Das wahre Ecuador? Bloeder Titel, werdet ihr jetzt vielleicht denken. Genau genommen gibt es ja kein falsches Ecuador, aber zumindest ein fuer Touristen
inszeniertes, folkloristisches Ecuador, das wunderschoen ist und fuer jeden etwas zu bieten hat. Aber was eine grosse Spannung in sich birgt, ist auf jeden Fall, die Leute hinter den Kulissen
kennenzulernen. Diejenigen, die Tag fuer Tag hart arbeiten, nur um ihre Grundbeduerfnisse abzudecken und teilweise in Haeusern leben, die bei uns nicht einmal als Holzhuetten taugen
wuerden.
Auch die Familie von Luis Mario, bei der ich das vergangene Wochenende mitleben durfte, lebt in einer Holzhuette, die allerdings ganz passabel eingerichtet ist und
doch ein schoenes idyllisches Heim darstellt. Es war auf jeden Fall eine neue Welt, in die ich hineinschluepfte, als ich am Freitag mit dem Bus eine der wahrscheinlich schoensten Strecken von
ganz Ecuador, vom Hochland in Richtung Oriente (Regenwald), fuhr und schliesslich in Puyo, der mit etwa 25.000 Einwohnern groessten Stadt im Regenwald, mit dem 13-jaehrigen Rabauken Mario
ausstieg. Zu meiner grossen Ueberraschung war dieser zu Hause ploetzlich voellig veraendert, sprich hoeflich, artig und respektvoll. Und auch all seine Verwandten (wozu wohl die ganze Siedlung
zaehlt) waren sofort voellig interessiert an meiner Herkunft und Taetigkeit. Nachdem mein Versuch, die Familienkonstrukte in etwa zu verstehen, halbwegs erfolgreich war, zeigte mir Mario
schliesslich die Stadt und fuehrte mich auch ein Stueck in den Regenwald (Wahnsinnserlebnis!!!).
Geld macht nicht gluecklich - das wurde mir dieses Wochenende wieder einmal klar. Die Leute hier haben kaum finanzielle Reserven und leben trotzdem in Zufriedenheit
mit dem, was sie besitzen. Zudem schaffen sie es noch, mir gleich 2 Geschenke mitzugeben. Ein erlebnisreiches Wochenende!
Nach meinem ersten Familienbesuch folgten am darauffolgenden Dienstag gleich zwei weitere, allerdings in Ambato. Zuerst besuchten wir die Eltern vom 15-jaehrigen
Bryan, die wir leider darueber informieren mussten, dass wir diesen in eine geschlossenere Institution nach Quito schicken muessen, aufgrund von Drogenproblemen und des damit verbundenen
gefaehrlichen Einflusses auf den Rest der Kinder. Danach besuchten wir die 16-jaehrige Samantha, die nun nicht mehr in der Fundacion lebt, um ihren Fortschritt zu erfahren.
Und noch eine Neuigkeit muss ich unbedingt sofort loswerden. Ab November werde ich in der Grundschule Techo Propio, die zwar nicht zum Projekt gehoert, aber von
diesem unterstuetzt wird, jeden Montag vier Stunden Englisch unterrichten. Nach Volontaer, Sozialarbeiter, Nachhilfelehrer, Reinigungskraft, Erzieher und Animateur darf ich mich nun also auch
noch Lehrer nennen.
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Papa (Freitag, 26 Oktober 2012 09:29)
Hallo Mani
War sicher ein schönes Erlebnis unter solchen Umständen zu leben. Ich bin jedoch froh dass du wieder gesund und munter in deinem jetzt gewohnten Umfeld bist. Alles Gute für deinen Lehrerjob.
Mama und Laura (Freitag, 26 Oktober 2012 11:06)
Hallo Mani!
Obwohl ich es mir so vorgestellt habe, dass die Behausungen der armen Bevölkerungsschicht so aussehen, wie man es auf den Fotos sieht, ist mir trotzdem speziell beim Foto der Dusche etwas unwohl geworden. Wir freuen uns sehr, dass du wieder wohlbehalten in Ambato bist.
Michi Tschauko (Samstag, 27 Oktober 2012 15:38)
Hallo Manuel!
Cooles Blog - Eintrag! Freut mich sehr dass es dir in der Arbeit so gut geht und dass es dir so gut tut! Auch voll spannend, dann deinen Blog zu lesen!
Schreib weiter so! - Aber vergiss nicht, dir auch noch genug Zeit für dich selbst zu nehmen! ;)
Liebe Grüße,
Michael :)
Matthias (Donnerstag, 01 November 2012 23:22)
Immer wieder eine Freude deine Einträge zu lesen und auch ich wünsche Dir viel Spaß bei deiner neuen Tätigkeit als Englischlehrer.