Er hat es wieder geschafft! Barack Obama, der erste schwarze Praesident der Vereinigten Staaten von Amerika, wurde wiedergewaehlt. Fuer mich auf jeden Fall ein Sieg fuer Offenheit und Toleranz. Aber ist es auch ein Sieg fuer Lateinamerika?
Moment.. Was hat das Ganze jetzt in meinem Blog verloren? Will ich wieder einmal so zwanghaft etwas Politisches in meinen Blog bringen, um jede Gelegenheit zu
nutzen? Moeglich, aber es hat schon noch einen anderen Grund, warum ich die Praesidentenwahl in den USA hier einbringe.
Fuer die Ecuadorianer (und das gilt wohl fuer die Mehrheit der Lateinamerikaner) haben die USA zwei Gesichter. Auf der einen Seite gelten sie immer noch als Land der
unbegrenzten Moeglichkeiten und erfuellten Traeume und sind zudem Heimat von ueber einer Million Auslandsecuadorianern. Auf der anderen Seite haben sie durch ihren grossen wirtschaftlichen
Einfluss und dessen Auswirkungen in den letzten Jahrzehnten auch viele ecuadorianische Traeume zerstoert.
Letzteres gilt vor allem fuer die Erdoelindustrie. Als 1970 die ersten Erdoelvorkommen im ecuadorianischen Regenwald gefunden wurden, war der US-amerikanische
Konzern Texaco der erste, der ohne Ruecksicht auf indigene Lebensraeume so viel Erdoel wie moeglich foerderte. Heute ist zwar die Haelfte der Erdoelindustrie verstaatlicht, allerdings haben
auslaendische Konzerne immmer noch viel Einfluss. Immer wieder mischten sich die USA in politische und wirtschaftlichen Angelegenheiten Ecuadors ein. Im Jahr 2000 wurde nach einer von so vielen
Wirtschaftskrisen der US-Dollar als Landeswaehrung eingefuehrt, was einen weiteren grossen Einflussfaktor darstellt.
So gross der US-amerikanische Einfluss im Land heute also immer noch ist, so stark ist auch die Ablehnung in der Bevoelkerung. Diese Ablehnung beschert dem aktuellen
Praesidenten, dem mit bisher 5 Jahren im Amt bestaendigsten der letzten Jahrzehnte, Rafael Correa immer mehr Beliebtheit. Der links-angesiedelte, in den USA und Europa studierte Volkswirt,
sympathisiert mit dem eher linksradikalen venezolanischen Praesidenten Hugo Chávez und traeumt von einem vereinten Lateinamerika, frei von den USA. In seiner bisherigen Amtszeit seit 2007 hat er
bereits einige Verfassungs- und Gesetzesaenderungen bewirkt, die den Einfluss auslaendischer Maechte erfolgreich zurueckdraengten. Manche Importprodukte wie zum Beispiel internationale
Alkoholmarken unterliegen nun immens hoher Steuern, sodass sie fuer das gemeine Volk unleistbar werden. Zudem hat Correa viele Auslandsschulden einfach gestrichen. Ein weiteres grosses Ziel ist,
den US-Dollar als Landeswaehrung wieder abzuloesen und damit endlich die "echte Unabhaengigkeit" zu erreichen. Im Februar stellt er sich erneut der Wahl. Kaum jemand zweifelt an seiner
Wiederwahl.
Aber das ist wie gesagt nicht alles. Viele Ecuadorianer traeumen davon, eines Tages in den USA zu leben und zu arbeiten. Auch von einigen Kindern habe ich diesen
Wunsch schon gehoert. Hollywoodfilme sind hier genauso beliebt wie in Europa und vermitteln den Leuten ein Paradies, wo alle Wuensche wahr werden. Ausserdem kann man an vielen Plaetzen des
Landes, auch in Ambato, Nachahmung der US-Kultur erkennen. Die Mall de los Andes, ein Einkaufszentrum mit Kino in Ambato, scheint wie ein US-Aussengebiet - mit dementsprechend hohen Preisen und
einer Menge an Fast-Food-Buden (die es auch ueberall in der Stadt gibt). Einzig und allein die englische Sprache, der wahrscheinlich wichtigste Teil der US-Kultur, will man hier absolut nicht
annehmen.
Man will also auch hier in Ecuador den US-Lifestyle imitieren, aber bei politischen und wirtschaftlichen Eingriffen von Seiten der "World´s Police" ist man
groesstenteils nicht einverstanden. Aber ob Obama oder Romney US-Praesident ist, macht hier wohl keinen Unterschied. Es liegt nun an der ecuadorianischen Fuehrung, sprich Correa, den Einfluss
zurueckzudraengen.
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