Techo Propio - Ein Armenviertel im Aufbruch?

Man bekommt schon ein mulmiges Gefuehl, wenn man zum ersten mal ueber diese holprige Pflasterstrasse faehrt, waehrend einem die Madre, die trotz schlechtester Strassenverhaeltnisse ihre Fahrtechnik nicht anpassen moechte, erzaehlt, dass sich hier noch vor ein paar Jahren kein Ambateño hergetraut haette, weil das Viertel sowieso nur voll von Dieben und anderen Kriminellen war. Es haette sich aber etwas geaendert, sagt die Rallyefahrerin noch im selben Atemzug. Seit die Fundacion die Leute hier unterstuetzt, ist Techo Propio vor allem tagsueber sicher.

 

Es war am letzten Donnerstag, als wir mit der Madre nach Techo Propio fuhren, um unseren zukuenftigen mittwoechigen Arbeitsplatz zu besichtigen. Die Escuella de la Gran Muralla (Schule der grossen Mauer - warum auch immer sie so heisst) ist die einzige hier und frueher hatte man nur einen Lehrer fuer alle 7 Klassen (in Ecuador geht man von 5-12 in die Grundschule). Heute hat zumindest jede Klasse einen Lehrer. Allerdings kann von diesen niemand weder Englisch noch Computacion (Informatik) unterrichten. Daher kommen nun wir ins Spiel. Alex unterrichtet nun jeden Mittwoch je 1 Einheit pro Klasse Computacion und ich je 1 Einheit pro Klasse Englisch.

 

Am Mittwoch war unser erster Arbeitstag und ich bin mir sicher, dass wir beide wohl unser Leben lang nicht mehr ueber Lehrer schimpfen werden. Vor allem die juengsten beiden Klassen (Alter von 5-7) waren nahezu unmoeglich zu unterrichten, da sie natuerlich Besseres zu tun hatten, als dem fremden Gringo zuzuhoeren, der ihnen irgendetwas auf einer merkwuerdigen Sprache, die wohl weder mit Spanisch noch mit Quechua etwas zu tun hatte, erzaehlen wollte. Viel mehr interessierte es sie, Fotos mit diesen beiden Ausserirdischen aus Australia zu machen.

 

Aber zumindest mit den Aelteren funktionierte der Unterricht mehr oder weniger, auch wenn man hier mit den Basics anfangen muss. Von anderen Zeiten, geschweige denn von forms of to be haben die Kinder noch wenig Ahnung. No importa, ich habe noch 8 Monate Zeit, ihnen zumindest so viel beizubringen, dass sie spaeter etwa in der Tourismusbranche arbeiten koennen, die in Ecuador hoffentlich noch viel mehr aufkeimt.

 

Die Schule wurde uebrigens hauptsaechlich mit oesterreichischen Geldern aufgebaut, wovon auch ein paar Waende zeugen, wie ihr auf den folgenden Fotos noch sehen werdet. Die Pfarre Christkindl bei Steyr, die schon seit etwa zehn Jahren in die Fundacion Proyecto Don Bosco involviert ist, ist der Madre Narciza und ihrem Projekt immer wieder eine grosse finanzielle Hilfe und hat auch hier grossartig mitgeholfen, obwohl diese Schule nicht einmal zum Projekt gehoert, sondern nur von ihm unterstuetzt wird, aber ohne das Projekt wohl nicht ueberleben koennte.

 

Man merkt hier doch immer wieder, dass man auf oesterreichischen Spuren wandert. Auch die Madre Narciza spricht immer wieder von den grosszuegigen oesterreichischen Spendern. Wenn jemand Oesterreich kennt - was eher selten vorkommt - spricht er hoechstwahrscheinlich positiv darueber. Ein echt gutes Gefuehl!

Techo Propio - Armenviertel am Rande der Stadt
Techo Propio - Armenviertel am Rande der Stadt
Escuela Fiscal Mixta "La Gran Muralla" - vor den oesterreichischen Spendern stand hier nur ein Gebaeude und es gab einen Lehrer fuer alle 7 Klassen
Escuela Fiscal Mixta "La Gran Muralla" - vor den oesterreichischen Spendern stand hier nur ein Gebaeude und es gab einen Lehrer fuer alle 7 Klassen
Die 7.Klasse - unsere "Lieblingsklasse" - interessiert und motiviert - bis jetzt zumindest ;)
Die 7.Klasse - unsere "Lieblingsklasse" - interessiert und motiviert - bis jetzt zumindest ;)
Alex am Unterrichten - insgesamt funktionieren 4 der Computer ;)
Alex am Unterrichten - insgesamt funktionieren 4 der Computer ;)
Recreo (Pause) - einen Sport- und Spielplatz hat hier jede noch so arme Schule
Recreo (Pause) - einen Sport- und Spielplatz hat hier jede noch so arme Schule
Oesterreichische Spuren
Oesterreichische Spuren
Wenn die tristen Haeuser nicht waeren, koennte man hier fast von Idylle sprechen
Wenn die tristen Haeuser nicht waeren, koennte man hier fast von Idylle sprechen

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Kommentare: 1
  • #1

    Papa (Donnerstag, 15 November 2012 20:20)

    Hört sich sehr spannend an Herr Lehrer.
    Nächstes Jahr kannst du dann deinen alten Vater in Englisch unterrichten.
    Schöne Grüsse