Eigentlich haben wir es ja gewusst. Von unseren Vorgänger-Volontären wurden wir immer wieder unterrichtet, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass wir dieses
Naturspektakel zumindest einmal in unserem Jahr erleben werden. Und trotzdem kam alles ziemlich überraschend.
Sonntag, 16.Dezember, sechs Uhr früh. Ich schlafe erst seit viereinhalb Stunden. Dementsprechend unentspannt bin ich, als mich die Kinder mit schaulustigen Schreien
aus dem Schlaf reißen. "Manuel! Manuel! Mira! El volcán! El Tungurahua erupcionó!" Zunächst bin ich verwirrt. Der Vulkan Tungurahua, der etwa 30 Kilometer von Ambato entfernt ist, war doch schon
am Freitag-Nachmittag mit relativ geringen Auswirkungen ausgebrochen. Aber der diesmalige Ausbruch sei um einiges drastischer. Und tatsächlich. Als ich hinauf auf die Terrasse gehe, und meinen
Blick Richtung Osten richte, gleicht der Anblick mehr einem Atomkraftwerk als dem 5000 Meter hohen Vulkan, der etwa einmal im Jahr ausbricht und Ambato eigentlich permanent mit Asche
versorgt.
Unsere erste Reaktion: Sofort die ganze Wäsche von der Terrasse holen, um sie vom Ascheregen zu beschützen und danach so wenig wie möglich an die frische Luft gehen,
um zu verhindern, das Weihnachtsgeschenk des Tungurahua für die Lunge anzunehmen.
Aber die Entwarnung kommt schnell. Die Lava geht nicht nach Ambato, sondern in eine andere Richtung. Was uns allerdings trotzdem nicht erlaubt, vor allem am selben
Tag nach draußen zu gehen. Für uns und für die Kinder prinzipiell ein spannender Tag. Aber wie es für Menschen, Pflanzen und Tiere, die direkt am Fuße des Vulkans leben, aussieht, ist die andere
Frage.
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